Wenn Fasnacht, Fasching, Karneval (oder wie auch immer es in Deiner Region bezeichnet wird) vorbei ist, beginnt am Aschermittwoch die Fastenzeit.
Vielleicht hast Du in dieser Verbindung schon mal den Begriff "Starkbier" gehört. Also ein stärker eingebrautes Bier (Kalorien und Alkohol). Wir sprechen dann von Bock- oder Doppelbockbieren.
Möglicherweise hörtest Du davon auch in der historischen Verbindung mit den Mönchen: Die gehaltvolleren Biere als Kraftgeber für die Mönche, die ja trotz weniger Essen den ganzen Tag arbeiten müssen.
Recht bekannt sind beispielsweise folgende Sätze:
🍻Fastenzeit ist Starkbierzeit.
🍻Starkbier ist Fastenbier.
🍻Flüssiges bricht das Fasten nicht.
War die Starkbiererfindung also ein "Mönchstrick", um die Fastenzeit etwas erträglicher zu machen?
In diesem Beitrag erkläre ich Dir, was es mit der Fastenzeit und der Starkbierzeit auf sich hat.
Fastenzeit
Im christlichen Glauben gab/gibt es hauptsächlich zwei Fastenzeiten:
40 Tage vor Weihnachten (der Einfachheit halber oft schlicht: Adventszeit)
40 Tage vor Ostern (ab Aschermittwoch bis Ostern)
Hintergrund ist die Besinnung auf das Wesentliche: Sich nicht so viel um die alltäglichen Dinge des Lebens zu kümmern (wie z.B. Essen), bietet mehr Raum für "geistliche Nahrung": Bibellesen und Gebet.
Auch zum Nachdenken und Vorbereiten auf die bedeutendsten Ereignisse der Menschheitsgeschichte:
Gott wird Mensch in Jesus Christus (Weihnachten)
Er stirbt und besiegt den Tod (Karfreitag-Ostern).
In diesen Besinnungszeiten soll sich der Mensch mit diesen Inhalten und ihrer Bedeutung für das eigene Leben auseinandersetzen. Wo nötig, umdenken.
Sich neu zu Gott hinwenden.
Bewusst machen, was wirklich existenziell fürs Leben ist.
Im ersten Teil der Bibel lesen wir vom Volk Israel. Es war zwar aus der Sklaverei befreit, das Überleben in der Wüste ist aber von Natur aus schwer.
Doch Gott versorgte sie. Rückblickend lesen wir in 5. Mose 8,3:
Er ließ euch hungern, damit ihr lernt, dass ihr ohne ihn nicht leben könnt. Und er gab euch das Manna zu essen, von dem ihr bis dahin nichts gewusst hattet, so wenig wie eure Vorfahren; denn er wollte euch zeigen: Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern er lebt zuerst und zuletzt von dem Wort, jedem einzelnen Wort, das aus dem Mund des Herrn kommt.
Auch wenn es hier nicht um eine klassische Fastenzeit geht, fasst es doch ganz gut zusammen, warum Christen heute für eine bestimmte Zeit freiwillig auf etwas verzichten.
So - etwas komprimiert und vereinfacht - der Hintergrund.
Heute dürfte die Adventszeit weniger als Fastenzeit bekannt sein. Die Zeit vor Ostern ist geblieben. Viele verzichten beispielsweise in der Zeit auf Genussmittel wie Kaffee, Süßigkeiten oder Alkohol. Oder auch auf eine Mahlzeit am Tag, z.B. das Abendessen.
Wenn dies bewusst geschieht, um geistliche Elemente verstärkt einzubauen (Gebet, Bibellesen etc.), oder sich bewusst zu machen, dass man letztlich von Gott abhängig ist, dann entspricht es der geistlichen Tradition des Fastens.
Ansonsten verbuche ich es eher unter einer Gesundheitsmaßnahme (Ernährung, Ent-wöhnung, Routinen durchbrechen) 😉

Starkbier
Kommen wir nun zu den Mönchen.
Viele bringen das Starkbier/Bockbier schnell mit Klöstern in Verbindung.
Doch in einem anderen Beitrag zeigte ich auf, dass es seinen Ursprung und Namen im niedersächsischen Einbeck hat.
Das Starkbier an sich ist also eher eine strategische Export-Erfindung.
Dennoch gibt es eine amüsante Erzählung:
Bayrische Mönche sollen zur Fastenzeit ein Bier stärker eingebraut haben. Damals gab es noch keine Reinzuchthefen. Das heißt: Der Alkoholgehalt stieg nicht automatisch so hoch, wie bei heutigen Starkbieren (ab ca. 6,5 %vol.) der Fall ist.
Aber das Bier enthielt mehr Kalorien. Es war gehaltvoller und sättigte dadurch mehr.
Man(n) konnte also erträglicher auf Essen verzichten.
Dann jedoch schnappten ein paar Gewissensbisse um sich:
"Ist das erlaubt?" "Entspricht das dem Sinn des Fastens?"
Die Mönche entschieden, den Papst um Genehmigung zu fragen.
Sie füllten ein Fässchen und schickten es nach Rom.
Pferdegegautsche über Stock und Stein...
Einmal über die Alpen gejuckelt...
Sämtliche Wetterlagen und Temperaturschwankungen...
Über mehrere Wochen...
Kurzum: Als das Bier beim Papst war, war es "durch". Nahezu ungenießbar.
Der Papst proBIERte, fand es eklig und genehmigte.
Kein Zweifel: Was so schmeckt, ist wahrlich einer Bußzeit würdig...
Meines Wissens ist diese Begebenheit historisch nicht nachgewiesen, aber dennoch eine nette Erzählung.
Und so gilt bis heute: Flüssiges bricht das Fasten nicht. Und so manche Starkbiere finden sich dieser Tage in den Regalen.
Obacht: Heute haben die natürlich mehr "Umdrehungen" als damals. Der bekannte "Salvator" von Paulaner beispielsweise kratzt an den 8 %vol. Andere gehen auch mal drüber.
Eine Mahlzeit durch ein Starkbier zu ersetzen, ist vielleicht nicht zu jeder Tageszeit die "stärkste" Idee 😉
Nun ist sie also da, die Fastenzeit.
Ursprünglich hat sie einen geistlichen Hintergrund: Besinnung auf Gott, mehr Zeit für Bibellesen und Gebet. Heute nutzen sie viele auch schlicht zur "Ent-wöhnung", "verzichten können" (und anschließend wieder wertschätzen), als Gesundheitsförderung etc.
Ob Du fastest oder nicht: In wenigen Wochen feiern wir Karfreitag und Ostern.
Darüber (neu) nachzudenken, was das für Dich persönlich bedeutet, lohnt sich auf jeden Fall.
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Es gibt neue Tastingtermine. Alle nach der Fastenzeit 😉. Auf Instagram & Facebook poste ich von zeit zu Zeit auch die Flyer dazu. Folgst Du mir dort schon?
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