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Kleider machen Leute - die Dose macht das Bier?

  • Autorenbild: Michel ́s Bierreise
    Michel ́s Bierreise
  • 14. Feb.
  • 4 Min. Lesezeit

Schulhof in den 90ern: Kick mit einer plattgetretenen Coladose.

Warst Du auch dabei?


Im heutigen Beitrag widme ich mich nicht nur der Geschichte der Getränkedose, die dieses Jahr Geburtstag feiert. Ich erkläre Dir auch, wie gut oder schlecht sie für´s Bier ist.

Bevor wir an meiner Schulzeit in den 90ern anknüpfen, ein Blick auf die Geburtsstunde der Dose.

Wie es zur Dose kam

Es war der 24. Januar 1935. Die damals in New Jersey ansässige Gottfried Krueger Brewing Company brachte die erste Bierdose auf den Markt.


Kleine Rechnerei: HAPPY BIRTHDAY ZUM 90. Jahrestag 🥳🥳🥳


Zunächst waren viele Brauereien zögerlich, Glas durch Getränkedosen zu ersetzen oder zu ergänzen. Doch ein Pilotversuch von Gottfried Krueger überzeugte: Die Dose kam weltweit.

Sie war in den Anfängen mit etwa 100g ein echtes Schwergewicht. Grund dafür war die Herstellung aus Weißblech. Heute bringen die modernen Aluminiumdosen gerade mal 12-16 g auf die Waage. Ebenso brauchte man damals zum Öfnnen externes Werkzeug, den sog. "church key". Auch das ist längst Geschichte. Di ersten Zuglaschen wurden 1963 eingeführt.


Dennoch lagen die Vorteile klar auf der Hand:

  • leichter als Glas

  • recht unempfindlich gegen Stöße z.B. beim Transport

  • platzsparend stapelbar = viel mehr Liter passen auf einen LKW


Einen weiteren, positiven Effekt stellte man damals schon fest - dazu gleich mehr.


Zunächst zurück zum Schulhof der 90er.

Damals gab es kein Pfand auf Dosen.

Das führte leider dazu, dass man sie regelmäßig an Orten fand, wo sie definitiv nicht hingehört: Am Straßenrand, in der Hecke und im Bach... Zudem landete sie im Restmüll und nicht in der Recyclinganlage.


Sie geriet in Verruf und verschwand nahezu für einige Jahre. Vermutlich unterstützt durch die gesellschaftlich aufkommende Gleichung

"Dosenbier" = "Billigbier".


Durch die "Novellierung der Verpackungsverordnung" wurde zum 1.1.2003 das Einwegpfand eingeführt. Hintergrund ist nicht nur weniger Müll in der Umwelt, sondern auch die Recylingmöglichkeit.


Meiner Erinnerung nach brauchte es aber noch eine Weile, bis sich die Dose wieder etwas erholte. Vor allem im Bierbereich gibt es heute noch Vorurteile.


Trotzig erlebt sie nahezu eine Renaissance.

Schaut man z.B. nach Berlin zu Brewdog, findet man nur Dosen.

Und selbst Brauereien, die klare "Flaschenabfüller" sind, führen die Dose wieder ein. Jüngstes Beispiel: die Störtebeker Braumanufaktur in Stralsund.


Zum einen ist das Marketing und die Dose längst Designelement (vollkommen bedruckbar statt nur begrenztes Etikett).


Teilweise sind es auch dieselben Gründe wie bei ihrer Einführung:

  • Robust

  • Deutlich weniger Gewicht als Flaschen = geringere Transportkapazität (Geld & Umwelt)

  • Viel platzsparender zu verpacken = geringere Transportkapazität (Geld & Umwelt)


Dazu kommt natürlich die heutige Recyclingfähigkeit moderner Dosen von bis zu 99 %. In so manchem Flugzeugteil oder Fahrradrahmen steckt eine Getränkedose 😉


Man könnte jetzt anfangen, alles gegeneinander aufzurechnen:

  • Wie viel Energie benötigt Herstellung und Recycling von Glas (Recycling oder Spülen, Bierkisten) und Dose?

  • Wie stehen Herstellung und Druck von Etiketten im Vergleich zum Gesamtdruck der Dose?

  • Welche Auswirkungen auf die Umweltbilanz haben höhere (Glas) und geringere (Dose) Transportkosten?

und und und...

Ich weiß es nicht und befürchte auch, wir werden keine einheitlichen Berechnungs- und/oder Studienergebnisse finden 🤷‍♂️🤔❓


Doch wie gut ist denn die Dose fürs Bier?

Bisher ging es um Gewicht, Kosten, Logistik und Co.

Was ist eigentlich für das Bier gut?


Was viele nicht wissen oder ignorieren: Bier ist ein lichtempfindliches Getränk. Konkreter: UV-empfindlich.

UV-Strahlen beginnen unter anderem, die im Bier vorhandenen Hopfenbestandteile anzugreifen. Ich höre regelrecht die Schmerzensschreie, wenn das "Angebotsbier" mal wieder im Außenbereich bei Tageslicht "präsentiert" wird.

Auch der Kasten auf dem Balkon oder der Terrasse ist überhaupt nicht zu empfehlen.

Dieser Prozess ist so massiv, dass "Lichtgeschmack" (Light Struck) ein eigenes Fehlaroma darstellt.

Hast Du Bock auf einen Selbstversuch? Dann Kaufe Dir von derselben Brauerei dasselbe Bier je in der Flasche und der Dose (am besten ein Helles oder Pils). Stelle die Flasche für einen Tag "ins Licht" (z.B. Fenstersims). Am Abend probierst Du dann parallel bei derselben Trinktemperatur in zwei verschiedenen Gläsern. Merkst Du was?

Weiße und grüne Bierflaschen sind reines Marketing - sie halten nicht möglichst viel UV-Strahlen fern. Unter den Flaschen bleibt Braunglas tatsächlich die beste Option für Bier.


Aber - ob das nun gefällt oder nicht: Eine wertig hergestellte Getränkedose ist (neben dem Fass, das ja im Grunde dasselbe Prinzip ist) das beste Gebinde für Bier.

Sie ist zu 100 % lichtundurchlässig (und nebenbei auch komplett dicht, was für Flaschen, welchen Verschlusses auch immer, auf Dauer nicht gilt).

(Für Gesamtbild anklicken)


Mir geht es nun nicht um ein Für oder Wider. Und schon gar nicht um ein: "Kauft jetzt alle Dosenbier". Das ist Quatsch. Aber es kursieren eben auch seltsame oder schlicht falsche Vorurteile gegenüber der Getränkedose. Und ich finde, anlässlich ihres 90. Geburtstages, hat sie ein bisschen Fairness verdient.


Neulich hatte ich bei einem Tasting ein "Dosenbier" (das obige Brewdog-Bild) im Einsatz und sagte dann auch ein paar Takte dazu. Am Ende des Abends war ein Feedback das Staunen über die "Aufwertung der Dose" im Blick auf die Bierqualität.


Vielleicht konnte ich Dich auch etwas ins Staunen bringen?


Darauf erstmal ein Bierchen 🍻


🍻🍻🍻🍻🍻🍻🍻🍻🍻🍻

Schon gesehen: Auf meiner Homepage unter "Michel´s Biertastings/Termine" gibt es jetzt auch eine ständig aktualisierte Liste von Tastings mit mir. Vielleicht bin ich auch mal in Deiner Nähe? Wenn nicht: Werde zum Veranstalter 😉🍻

 
 
 

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