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AutorenbildMichel ́s Bierreise

Unser Nierderlandeurlaub - bierige Einblicke Teil III

Nach den "Breaking News" letzte Woche geht es nun nochmals in die Niederlande.


Jeder Urlaub geht mal zu Ende.

So ist das auch mein letzter Beitrag über unseren Urlaub.

Wie gesagt: Natürlich nur aus bieriger Sicht. Erlebt, unternommen und gesehen haben wir logischerweise viel mehr und auch miteinander (dass da keine falschen Eindrücke entstehen 😉).


Die Finest-Bier-Selection by Doemens & Meininger ist ein renommierter Bier-Wettbewerb. Hier treten Biere nicht im Vergleich zueinander an, sondern jedes für sich. Doemens & Meininger bezeichnen es als "sensorische Exzellenzprüfung".

Die internationale Fachjury testet in Blindverkostung Optik, Geruch und Geschmack und vergibt Punkte anhand eines 100-Punkte-Systems.

Am Ende schaffen es allein die Biere in die Finest-Bier-Selection, die 90 oder mehr Punkte erreichen.

In diesem Jahr wurden Mitte Juni 825 Biere von knapp 200 Brauereien aus 16 Ländern verkostet.

267 Biere erreichten 90 und mehr Punkte. Welche Biere mit wie vielen Punkten dazugehören, kannst Du gerne auf der Homepage nachlesen. Ich beschränke mich heute auf die Brauerei Hertog Jan im niederländischen Arcen, etwa mittig zwischen Eindhoven (NL) und Duisburg (D).


Die Niederländer haben richtig "abgeräumt".

Mit gleich acht Bieren über 90 Punkten, eins davon sogar dem diesjährig erreichten Höchstwert 97, knallen die Korken.


Darunter sind "vatgerijpte", also fassgereifte Biere, die sehr limitiert und deswegen nur in einem sehr kurzen Zeitraum zu bekommen sind. Aber auch Biere, die im niederländischen Supermarkt zu kaufen oder im brauereieigenen Lokal, der Proeverij, zu genießen sind. Hier sind drei der prämierten Biere:

Auf unserer Reiseroute war der Abstecher nach Arcen überhaupt kein Problem.

So machten wir uns am Abreisetag auf den Weg und kamen nach knapp drei Stunden um die Mittagszeit bei Hertog Jan an.


Da noch ein bisschen Zeit bis zur Führung war, übergab ich die Familie schonmal in Obhut des Restaurants. Ein schmucker Außenbereich lädt zum Bleiben ein. Die Brauerei ist etwas außerhalb des Orts gelegen, daher viel Raum, viel Ruhe und einfach schön.

Der Kellner war super drauf: Freundlich, humorvoll, zuvorkommend. Klasse.

Am Eingang stand ein Schild, auf dem (ins Deutsche übersetzt) stand:

"Hunde sind Willkommen. Seehunde bitte erst anfragen" 😂

Willkommen - das nehmen sie ernst. Ich sah den tiefliegendsten Zapfhahn, den ich je gesehen habe: Neben einem Stapel Hundenäpfe konnte man Trinkwasser zapfen.

Und - kein Witz - selbst in der Speisekarte gibt es kleine Gerichte für den Vierbeiner.

Echt cool.

Dann machte ich mich los zur Führung.

An der Anmeldung bekam ich eine Marke - nicht für ein Souvenir im Shop (wie auf Texel), sondern für ein Bier in der Proeverij nach erfolgreich absolvierter Führung 😅.

Die tough wirkende Dame mit schwarzen mittellangen Haaren, schätzungsweise Anfang 50, hatte eine ganz schöne Geschwindigkeit drauf - im Reden. Da musste ich mir echt Mühe geben, die grobe Spur nicht komplett zu verlieren.


Mit 20-25 Personen folgte ich ihr und sie führte uns durch die verschiedenen Brauereibereiche. Dort erzählte sie über die Geschichte der Brauerei, das Wasser (wird von der Brauerei mit Sauerstoff angereichert - wir bekamen alle ein Glas), Malz, Hopfen, Hefe und den Brauprozess.


Dann führte sie uns in einen Raum, in dem viele Holzfässer lagern. Optisch echt schick. Dort stand eine Theke mit mehreren Zapfhähnen. Welch Glücksfall: Wir hatten unsere Gläser vom Wasser vorhin ja noch in der Hand.

Bei zwei Zapfhähnen war Weizen angezapft. Bei den übrigen das Prestige Porter:

Ein nahezu schwarzes Bier (Porter eben) mit Noten von Kaffee und Karamell, 7,8 %-vol. Es fließt widerstandslos ins Glas, macht aber doch fast einen sämigen, likörartigen Eindruck.

Woher ich das weiß?

Weil es schlicht hieß: Bevor es weitergeht, zapft, probiert und genießt, was ihr mögt.

Keine Sorge, es waren kleine Gläschen und so lange hielten wir uns dort nicht auf 😉.


Und dann führte sie uns in einen Raum, von dem ich vorher zwar gelesen hatte, aber nicht wusste, dass er Teil der Führung ist.

Wir durften in die Schatzkammer.

Ein Keller, in dem Schätze lagern.

Flüssige.

In Flaschen 🫠

Mancher denkt vielleicht: Nur Wein reift im Keller. Weit gefehlt: Auch Bier reift.

Entwickelt sich.

Wird durch Zeit veredelt.

Hier im Grand Prestige Keller bei Hertog Jan lagern unzählige Flaschen Grand Prestige (der Jahrgang 2023 hat es in die FBS geschafft. Diverse weitere Auszeichnungen gab es in den Vorjahren). Grand Prestige ist ein Barley Wine. Ein besonders intensiver Bierstil.

Dunkel, komplex aromatisch von fruchtig-süß, würzig über Schokolade zu bitter..., mit einem Alkoholgehalt von 10 %-vol. und: Grand Prestige liebt Zeit.

Eine mehrjährige Reifung macht es runder, harmonischer, lässt neue Geschmacksnuancen entstehen...


Hier lagert die Brauerei zum einen ihre eigenen Flaschen, um den Reifeprozess zu beobachten. Zum anderen kann man sich auch übers Internet eine Flasche kaufen, erhält ein Zertifikat und hat dann ein paar Jahre Zeit, in der man seine Flasche abholen kann. Während unserer Führung bekam ein älterer Herr tatsächlich seine Flasche im Keller überreicht. Wenn ich es richtig verstanden habe, hat er von seinen Arbeitskollegen zum Ruhestand ein Zertifikat geschenkt bekommen. Ein schöner Moment, selbstverständlich mit Applaus.


Aber auch wir mussten nicht auf dem Trockenen sitzen.

Unser weiblicher Tourguide öffnete eine Art Sektflasche mit Korkenverschluss und wir durften probieren. Verständlicherweise keine "alte" Flasche, sondern Jahrgang 2024. Und ja, das wirkte auf mich geschmacklich tatsächlich noch etwas unrund. Aber es wird ja noch...

Wo könnte eine Brauereiführung schöner Enden als im Reifekeller? Klasse.


Fröhlich wanderte ich wieder rüber in den Außenbereich des Restaurants.

Meine "Marke" löste ich gegen ein Bockbier ein. Warum? Weil es dieses Bier in die Finest Beer Selection schaffte, aber nicht im "Winkel" (Laden/Verkaufsgeschäft) zu kaufen gab. So konnte ich es dennoch probieren.

Apropos Winkel: Hier erstand ich noch zwei Gläser 🤪 und ein paar Fläschchen Grand Prestige 2024. Nicht die großen mit Korken, das wäre etwas teurer geworden. Die 0,3l-Flaschen mit Kronkorken.

Selbst dort steht auf der Verpackung des Sixpacks:

"Bier om te bewaren. Grand Prestige is èèn van de weinige speciaalbieren die je langer kunt laten rijpen."

Die Erfahrung von Hertog Jan: Grand Prestige reift bis zu sechs Jahre. Danach kann man es problemlos weitere acht Jahre aufbewahren (dunkel und kühl natürlich).


Meine Idee: Ich lasse die Flaschen reifen, probiere jährlich (inklusive Dokumentation) und schau mal, wie sie sich entwickeln. Puh, ich glaube, ich brauche Kalendereinträge 😉.


Glücklich und satt machten wir uns auf den Heimweg und kamen wohlbehütet zuhause an.

Ein Urlaub, an den wir uns alle sehr gerne erinnern - und zwar definitiv nicht nur aus bieriger Sicht 😊.


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21 Ansichten1 Kommentar

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1 Comment


Markus Obländer
Sep 26

Super, dein Reisebericht! 👍🏻 hoffentlich ist dann Annalena gefahren 🙈

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