In zwei vorausgegangenen Blogbeiträgen schrieb ich schon was zu den Fragen, "ob Jesus wohl Bier kannte?" und "wie kamen die Mönche zum Bierbrauen?". Wenn Du die noch nicht gelesen hast, schau gern nach 🤓
Kommen wir konkret zu den Klöstern und den Mönchen
Die Frage nach Kosten und Lebensmittelsicherheit (s. Teil 1) war natürlich in den Klöstern nicht anders. Zudem nahmen viele auch Pilger und Reisende auf oder boten Mahlzeiten für Bedürftige. Wasser war zu unsicher, Wein zu teuer. So bekamen sie die päpstliche Genehmigung zum Bier brauen.
Auch der Eigenbedarf war damit genehmigt. Später gab es tatsächlich Ordnungen, wie viel Bier der Abt, der Mönch, die Nonne usw. trinken durften. Mit bis zu fünf Litern am Tag klingt das für unsere Ohren recht "speziell". Allerdings hatte das damalige Bier weniger Alkohol als heute. Und wie gesagt: Man wurde davon eben nicht krank. Jedenfalls wuchs mit dem "Ich darf Bier brauen und trinken" auch der Wunsch "dann soll es doch auch möglichst gut schmecken". Das kann man keinem Mönch verübeln 😉 So machte man sich ans Werk, dazu gleich mehr.
Bier war oft geschmacklich recht dünn und auch wenig nahrhaft. Mönche verrichteten teils viel körperliche Arbeit (z.B. Klostergarten etc.), so dass vor allem die Fastenzeit als kräftezehrend empfunden wurde. Es galt: "Flüssiges bricht das Fasten nicht", doch Wasser und dünne Suppe (mit etwas Brot) waren auch nicht so der Hit. Den Mönchen gelang es, ein nahrhafteres Bier herzustellen (mehr Kalorien, mehr Geschmack), was sie durch die Fastenzeit(en) begleitete und leistungsfähig hielt.
Zurück zum Forschungsdrang der Mönche.
Manchmal entsteht der Eindruck: Glaube und Wissenschaft wären widersprüchlich. Das ist faktisch wie historisch falsch.
Viele europäische Universitäten gehen zurück auf Kloster- und Domschulen.
Unzählige Errungenschaften in Biologie, Medizin, Schrift/Sprache, Kultur, bildende Kunst, Musik, Dreifelderwirtschaft, die Erfindung der Realschule, die Idee der Sozialversicherung und und und... gehen zurück auf christliche Einrichtungen und Personen (nachreformatorisch nicht nur Klöster/Mönche, sondern natürlich auch evangelischerseits).
Der Augustinermönch Gregor Mendel z.B. entdeckte im Klostergarten durch Pflanzenkreuzungen die "Mendelschen Vererbungsregeln" (wurde später nach ihm benannt) - Manche erinnern sich vielleicht an den Biologieunterricht 😉
Kurzum: Klöster waren Orte der Forschung und Wissenschaft.
Während viele im Volk nicht lesen oder schreiben konnten, war das in Klöstern anders. So konnten Aufzeichnungen erstellt und weitergegeben werden. Mönche kultivierten - man könnte fast schon sagen - revolutionierten die Grundlagen des Bierbrauens. Sie erforschten den Getreideanbau, die Mechanismen des Brauprozesses...
Klöster waren auch aus ökonomischem Gesichtspunkt geschickte Braustätten:
Die Lebensgemeinschaft konnte quasi auf "kostenlose" Arbeiter zurückgreifen.
Von verschiedenen gesetzlichen Braueinschränkungen und -verboten z.B. wegen Feuergefahr der normalen Holz-Wohnhäuser, waren Klöster mit ihren Steinmauern oft ausgenommen.
Vor dem Hopfeneinsatz braute man mit "Grut". Es gab "Gruthäuser", in denen man verschiedene Kräuter und Gewürze kaufen konnte. Gebraut wurde mit allem Möglichen, aber eben auch Unmöglichem, darunter Schlafmohn oder Bilsenkraut, die mit ihrer psychoaktiven Wirkung (z.B. Halluzinationen) keineswegs harmlos sind.
Es waren (Zisterzienser) Mönche, die begannen, mit Hopfen zu brauen. Damit trugen sie einen wesentlichen Beitrag zur Lebensmittelsicherheit des Bieres bei.
Die Hochzeit der Klosterbrauereien war Anfang des 19. Jahrhunderts dann aber leider vorbei. Die Namen und Mönchzeichnungen auf den Etiketten sind geblieben. Doch ist hier nicht immer "drin, was draufsteht". Manche Brauereien haben mit Klöstern und Mönchen nicht wirklich was zu tun. Andere entstammen ursprünglich tatsächlich Klöstern.
Es sind Raritäten: Die Klöster, in denen tatsächlich heute noch Mönche am Braukessel stehen oder zumindest auf irgendeine Art und Weise mitwirken, z.B. das Benediktinerkloster Andechs, das Franziskanerkloster Kreuzberg oder die Franziskanerinnen in Mallersdorf mit Ordensschwester Doris, der wohl ältesten Braunonne Deutschlands, vielleicht sogar der Welt.
Dennoch - und das ist sicher nicht übertrieben - steht jeder Biergenuss heute auch auf den Schultern der Mönche und Nonnen.
Hopfen und Malz - Gott erhalt´s! Zum Wohl, ihr Lieben!
Sehr schöne Darstellung.
Vor allem die Braunonne Doris hat's mir angetan.