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AutorenbildMichel ́s Bierreise

Von Hopfen und Hoffen - Part 3

Fast täglich blickte ich nach oben und vor einiger Zeit war es soweit: Ich sah die Früchte - die Dolden - an meinen beiden Hopfenpflanzen.

Um die Dolden geht es in diesem Beitrag.

  • Ich erkläre Dir, was im Hopfen steckt und welche Wirkung er im Bier hat.

  • Was ich mit meiner Ernte vorhabe

  • Und was wir von der Hopfenwirkung für unsere Begegnungen lernen können.


Seit etwa dem Jahr 1000 n. Chr. fügt man dem Bier Hopfen bei. Genauer gesagt: die Dolden der weiblichen Pflanze. Im Gegensatz zu den Dolden der männlichen Pflanze, tragen die Damen nämlich mehr Parfüm auf 😉.

Die "weiblichen Dolden" tragen "Lupulin" in sich. Schon im Riechen nimmt man es wahr. Öffnet man einen Dolden mit den Fingern, sieht man es auch: ein gelblich, klebriges Pulver.


Lupulin ist eigentlich nichts anderes als ätherisches Öl mit unfassbar vielen Aromanuancen. Je nachdem, welche Hopfensorte man vor sich hat ist es fruchtig oder erdig oder kräuterig...

Es gibt mittlerweile etwa 200 Hopfensorten.

Hopfen ist heute aus dem Brauprozess nicht mehr wegzudenken. Ob er eher dezent zum Einsatz kommt (wie z.B. bei einem "Hellen" oder "Weizen") oder ob er zum Hauptdarsteller wird (beispielsweise im Bereich der Pale Ales und India Pale Ales).


"Hopfen & Malz - Gott erhalt´s" - er gehört dazu.


Im Wesentlichen hat der Hopfen im Bier zwei Aufgaben:

  1. Aroma und Bitterstoffe

  2. Haltbarkeit


Aroma und Bitterstoffe Unter anderem werden Hopfensorten in "Aromahopfen" und "Bitterhopfen" eingeteilt. Das zeigt an, ob bei dem jeweiligen Hopfen eher das Aroma oder die Bitterstoffe überwiegen. Doch jede Hopfensorte trägt Aroma- und Bitterstoffe in sich (wenn auch eben in unterschiedlicher Intensität).


Durch die Auswahl der Hopfensorte entscheidet der Brauer oder die Brauerin maßgeblich, welches "Profil" dem Bier gegeben wird: fruchtige oder erdige Noten... oder gar nicht so viel Aroma, sondern eher die Bitterkeit...


Nicht weniger bedeutsam ist der Zeitpunkt der "Hopfengabe", also: Wann genau wird der Hopfen ins Bier gegeben.

Pauschregel: Umso länger der Hopfen mitgekocht wird, desto mehr Bitterstoffe und weniger Aroma gibt er ab (etwas konkreter formuliert: die ätherischen Aromen verflüchtigen sich).

Zwei Beispiele:

  • Ein Pils ist bekannt für seine kräftige Hopfennote, die eine verhältnismäßig starke Bittere mit sich bringt. Hier wird ein Hopfen genommen, der grundsätzlich weniger fruchtige Aromen in sich trägt. Gleichzeitig wird dieser unter Umständen fast die ganze Zeit mitgekocht. So entsteht ein schön herbes Pils, dass dann eben auch genauso schmeckt.

  • Ein (India) Pale Ale hingegen ist nicht nur für seine Bittere im Abgang bekannt, sondern oft auch für sein fruchtiges Aroma in der Nase und im Antrunk: Citrus, Maracuja, Mango... Hier wird für die Bittere schon eine Ladung Hopfen mitgekocht (wie beim Pils). Dann jedoch erfolgt eine oder erfolgen mehrere Hopfengaben z.B. 15 Minuten vor Kochende, und/oder erst während des Abkühlvorgangs bei ca. 80 °C (sog. Whirlpoolhopfung). Mittlerweile nehmen viele sogar eine zusätzliche "Kalthopfung" (auch: "Hopfenstopfen") vor. Das bedeutet, eine weitere Aromahopfengabe erfolgt erst während der Gärung. Hier will man eben bewusst die Aromen nicht "totkochen", sondern zur vollen Entfaltung bringen. Wer schonmal ein gutes Pale Ale im Glas hatte, weiß, wovon ich rede 👃🍍🍑🍇🍋🍎🍉🍺


Die zweite Wirkung des Hopfens: Die Haltbarkeit des Bieres

Alkoholgehalt und Hopfen(menge) sind zwei Hauptfaktoren für die Haltbarkeit eines Bieres. Zu meinen Hobbybrauanfängen habe ich versehentlich ein Schwarzbier "überhopft". Das war eine echt düster-herbe Angelegenheit 😉.

Allerdings: Eine nach etwa zwei Jahren gefundene Flasche war noch absolut genießbar - Hopfen sei Dank.

In meinem Kühlschrank befindet sich aktuell ein Sonderbier-Fläschchen (Ein Tripple-Sour-IPA der Braumanufaktur Sander). Das hat neben seinen etwa 13% Alkohol eine Menge Hopfen. Es reifte vor der Abfüllung schon 24 Monate und das MHD liegt irgendwann in 2033 (!).


Was mache ich mit meiner Ernte?

Ende August/Anfang September ist Hopfenerntezeit. Ich schaue bereits fast täglich, wann es so weit ist.

Dieses Jahr will ich zum ersten Mal ein "Grünhopfenbier" brauen. Ein Bier, in dem der Hopfen der Star ist. Und zwar der frisch geerntete. Die Möglichkeit gibt´s nur einmal im Jahr.

Ich hab schon an verschiedenen Stellen gelesen, dass dies nochmals eine ganz eigene und einzigartige Aromatik ins Bier bringt - ich will es ausproBIERen.


Zurück zu Hopfen und Hoffen.

Kein Brauer wirft also einfach wahllos gefundenen Hopfen ins Bier und hofft, dass was Gutes rauskommt. Mit Sorgfalt, Bedacht und dem Ziel eines guten Bieres, wählt er aus und setzt es um.

Hopfen trägt das Potenzial für Aroma und Bitterkeit in sich - mein Verhalten auch. Meine Beachtung oder Ignoranz anderen gegenüber. Mein Nachfragen oder "Überfahren". Meine Freundlichkeit oder eben nicht. Meine Bemühung um sorgfältige Kommunikation oder eben "kurz was raushauen" (Es wurde festgestellt, dass selbst bei Emails und WhatsApp-Nachrichten eine Anrede sowie eine Grußformel möglich ist - verrückt, was die Technik alles kann, nicht wahr? 😉)


Ich entscheide beim Brauen durch Auswahl, Menge und Zeitpunkt der Hopfengabe, welches Aroma ich meinem Bier verleihen will. Wie soll es riechen, schmecken, in Erinnerung bleiben?


So ist es auch mit den Begegnungen im Alltag und unseren Beziehungen.

Wir entscheiden, welches "Aroma" wir bei der Kassiererin im Supermarkt hinterlassen.

Welchen "Geschmack" bei den Kollegen in der Firma.

Welchen "Geruch" wir in langjährigen Beziehungen haben wollen (die "Sorte" sollten wir dann auch anbauen...) und wie eine Begegnung mit uns in "Erinnerung" bleiben soll.


Wir entscheiden und gestalten.

Ich finde das - bei aller Herausforderung manchmal - genial.

Und genau das macht Beziehungen und Erinnerungen "haltbar".


Achte doch in der nächsten Zeit mal bewusst(er) auf die "Hopfengaben", die Du in Begegnungen gibst.

Da steckt ne Menge Ho(p)ffnung drin!


Jetzt hoffe ich, dass ich in nächster Zeit dieselbige etwas einsetzen kann. Ich würde euch nämlich gern ein bisschen von unserem Niederlande-Urlaub erzählen. Natürlich in Sachen Bier... 🍻😊


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Nächste Woche findet in Mittelhessen ein "Männeraktionstag" statt. In den letzten Jahren gab´s von Bagger fahren, über Fische räuchern und Messerwerfen richtig coole Aktionen. Mal sehen, was dieses Jahr auf uns wartet. Michel´s Bierreise wird auch mit einem Stand dabei sein (natürlich mit der Möglichkeit, ein Schlückchen zu probieren 🍻). Alle Infos findet ihr HIER. Ich würde mich mega freuen, wenn wir uns sehen 🤗

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34 Ansichten2 Kommentare

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2 Comments


Thomas Leicht
Aug 30

Das sind wieder geniale Verknüpfungen zwischen Bier und Glauben. Beides kann seinen Platz im Alltag finden. In der Reihenfolge Glaube und dann auch Bier 🍺


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Michel ́s Bierreise
Michel ́s Bierreise
Aug 31
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Vielen Dank, Thomas. Das freut mich.

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