Meine Follower auf Instagram und Facebook bekamen es mit: Am 22. Juni postete ich dieses Bild:
Dabei der Hinweis:
"Hier entsteht ein besonderer Tropfen für besondere Menschen...".
Mehr verriet ich nicht.
Rund vier Wochen später veröffentlichte ich erneut ein Bild:
Ich füllte den limitierten Sondersud ab und stellte die Flaschen zur Flaschengärung in den Gärschrank.
Heute lüfte ich das Geheimnis...
Ein besonderer Tropfen...
Es war der für mich bisher aufwändigste Sud meiner Hobbybrauergeschichte. Und im Moment nehme ich nicht an, dass ich ihn wiederholen werde 😅:
Unfassbare 16,5 kg Malz für 28 Liter Bier.
Zum Vergleich: Sonst sind es oft ca. 6-7 kg für diese Menge. Aufgrund dieser ungewöhnlich hohen Menge musste ich das Malz aufteilen und zwei Maischevorgänge fahren = rund 4 Stunden rühren, rühren, rühren - echte Handarbeit.
Die überdurchschnittlich hohe Malzmenge sorgt auch für einen überdurchschnittlich gelösten Zuckeranteil in der daraus entstehenden Flüssigkeit, die man Stammwürze nennt. Der Zuckeranteil (mit weiteren gelösten Stoffen) wird in "Grad Plato" (° P) gemessen.
Ein Pils hat beispielsweise ca. 12 ° P, ein Weizenbier ~13 ° P Stammwürze.
Mein Sud brachte es auf rund 24 ° P - dat wummst 😉.
Neben schon ordentlicher Hopfenzugabe während des Brauvorgangs, plante ich hier auch eine "Kalthopfung". Das bedeutet eine zusätzliche Hopfengabe am Ende der Hauptgärung. Hier war dies am Abend des vierten Gärtages der Fall. Ich hopfte mit zusätzlichen 109 g Amarillo (für die Nerds: 9 % Alphasäure 😉).
Zum Zeitpunkt der Kalthopfung gab ich noch Holzwürfel hinzu, die einem Eichenfass entstammen, in dem Cognac gelagert wurde (s. obiges Bild). Um das Aroma etwas zu verstärken, legte ich diese vorher einige Tage in Cognac ein.
Normalerweise fülle ich mein Bier nach der Gärung ab und lasse es etwa eine Woche in der Flasche nachgären, bevor es drei bis vier Wochen lagert und trinkreif ist. Hier war es anders: Nach Ende der Gärung gab ich erneut Cognac-Cubes ins Gärfass und lagerte es im Gärschrank weitere vier Wochen.
Erst dann, mehr als fünf Wochen nach Brautag, kam es zur Flaschenabfüllung. Auch hier ein Zusatzschritt: Ich fügte in jede Flasche etwas Hefe hinzu, um die nachfolgende Flaschengärung zu unterstützen. Das ist normalerweise nicht notwendig, weil sich noch genug Hefe aus dem Gärfass in der Schwebe befindet. In diesem Fall aber, aufgrund des entstandenen Alkoholgehalts von beachtlichen etwa 10 % vol., unterstützt es die CO2-Bildung.
Seit Ende Juli lagert der abgefüllte Sondersud nun im Keller. Warum so lange? Weil er sich in dieser Zeit weiterentwickelt. Das funktioniert eben nicht nur bei Wein, sondern auch bei gewissen Bierstilen.
Wat isses denn nu???
Na, eine Idee?
Zugegeben: Es ist ein seltener Bierstil.
Im Getränkefachmarkt oder normaler Gastronomie wohl kaum zu bekommen oder gar unbekannt. In Kennerkreisen hingegen ein ganz besonderes Tröpfchen. Literpreise angefangen bei etwa 13 € bis deutlich über 40 € sind keine Seltenheit.
Es handelt sich um ein "Barley Wine"
Übersetzt man das ins Deutsche, würde sowas wie "Gerstenwein" herauskommen. Tatsächlich landen wir hier ziemlich gut bei Historie und Beschreibung: Ein fast schon weinartiges Getränk. Aber eben aus Gerste, nicht aus Trauben.
Stiltypisch für den Barley Wine ist unter anderem:
Hohe Stammwürze = hoher Alkoholgehalt.
dunkle(re)s, geruchs- und geschmacksintensives, vielleicht sogar nahezu aromenexplosives Bier.
Eine hohe Süße, die durch starke Bittere ausbalanciert wird.
Starke Malz- und verschiedene Fruchtnoten.
Lange Reifung im Holzfass mit dadurch eigenem Aroma. Da mir kein Holzfass zur Verfügung steht, imitierte ich dies durch die Cubes aus Cognacfässern.
In der Regel bringen es Brauereien im Winter ins Sortiment, der Sommer gehört den (zumindest im Vergleich) leichteren Bieren wie Weizen, Pils oder Pale Ale.
Zur Geschichte dieses außergewöhnlichen Bierstils
Ende des 18. Jahrhunderts war die Beziehung zwischen England und Frankreich konfliktgeladen.
Eine Auswirkung: Den Engländern ging der Wein aus 😨
Wetterbedingt machte ein heimischer Weinanbau wenig Sinn. So begannen sie, ein stärker eingebrautes Bier in Holzfässern zu lagern, um den französischen Rotwein zu ersetzen.
Allerdings gab es schon deutlich früher Biere, die in so eine Richtung gingen oder heute vermutlich als "Barley Wine" bezeichnet würden:
bereits aus dem 11. Jahrhundert gibt es Nachweise von Bieren "weiniger Natur".
Und der griechische Schriftstelle Xenophon veröffentlichte etwa 370 v. Chr. ein Werk, in dem er ein kritinos oinos erwähnt, also einen Gersten-Wein.
Ein besonderer Tropfen...
... für besondere Menschen...
So schrieb ich am 22.06.2024 auf Facebook und Instagram.
Was ist der Hintergrund?
Im Frühjahr 2024 informierte ich über meine geplante Reise zum Biersommelier und dem privaten Crowdfunding zur Finanzierung.
Für mich war klar: Dieses Projekt kann nur sein Ziel erreichen, wenn ich Unterstützerinnen und Unterstützer finde, die meine Idee, mich selbst oder gerne auch beides mögen und gut finden 😉.
Ich bin immer noch begeistert und bewegt, dass genau das geschehen ist. Liebe Menschen haben mich unterstützt und einen Großteil dieses Weges ermöglicht. DANKESCHÖN 🫂🤗
Mir war es schnell ein Anliegen, mich zu bedanken. Nicht als "Gegenleistung", "Ausgleich" oder so was - das ist gar nicht möglich.
Aber ein kleines, feines, wertschätzendes und eben besonderes Dankeschön sollte es schon sein.
Dann kam mir die Idee mit diesem besonderen Stil des Barley Wine.
Alle, die mich im Crowdfunding unterstützt haben, bekommen ein Fläschchen dieses besonderen Tropfens.
Was die Personen erwartet? Ich bin selbst ganz von den Socken:
Das Barley Wine präsentiert sich in rötlichem kastanienbraun, das auch an Fruchtfleisch einer Pflaume erinnert. Der cappuccinofarbene Schaum ist cremig und stabil. Eine dünne Schicht bleibt nahezu bis zum letzten Schluck. Es steigen Aromen von dunklem Trockenobst, Lakritz, Malz, Karamell, Sherry und etwas Zitrus in die Nase. Der Antrunk ist feinperlig und bereits ein kleiner Schluck entfaltet eine beachtliche, samtige Mundfülle. Geschmacklich ist es fruchtig mit intensiver Süße. Auch Malztöne, Karamell und weinige Noten treten hervor. Dann setzt sich eine Bittere durch, welche die Süße spielerisch balanciert. Es bleibt ein langanhaltender Geschmack mit warmer Struktur.
Verbunden ist das besondere Tröpfchen mit besonders viel Dankbarkeit.
Ob das Bier jedem schmeckt?
Das wird wohl - wie immer - vor allem eines sein: Geschmackssache 😉.
Ich sage von Herzen DANKE!
Liest sich sehr gut, viel Freude damit 👍
Wow! Das hat Wumms.
Super Idee und ich glaube, dass sich große Aufwand gelohnt hat.
DANKE!